Bericht

Expertenanhörung

19. Juli 2022

Knapp 130 Personen besuchten die Expertenanhörung. Diese Veranstaltung widmete sich den Fragen, die im Rahmen der Auftaktveranstaltung und der ersten Werkstattsitzung aufkamen oder von Bürgerinnen und Bürgern sowie einigen Ortsvorstehern, Gemeinde- und Ortschaftsräte per Email an das Büro Ulmer, das die Planungswerkstatt durchführt, übermittelt wurden.

Wir bedanken uns bei allen Anwesenden für ihre Teilnahme sowie den regen und konstruktiven Austausch! 

Im Dialog mit den Expertinnen und Experten und den Ausführungen der Präsentation wurde noch einmal deutlich, wie komplex das Thema ist und dass es weder eine schnelle, noch eine einfache Lösung für die Zukunft der Sonderbucher Steige geben wird. 

Während ein Erhalt der Sonderbucher Steige eine geringere Flächenversieglung bedeuten würde, schätzen die Experten hier die Kostenrisiken durch das anspruchsvolle Gelände und die Komplexität des Baus als deutlich höher ein. Allerdings müssten auch im Falle des Baus einer Albtrasse und des Rückbaus der Steige zum Fahrrad- und Rettungsweg die Bauwerke der Trasse auf einem kurzen Stück erneuert werden, betonten Uwe Lange von der Konstruktionsgruppe Bauen (Kempten) und Roland Schmuck vom Ingenieurbüro Wassermüller (Ulm). Deshalb spielen diese Kostenrisiken auch im Hinblick auf die Albtrassen eine Rolle – wenn auch eine kleinere. 

 

Für die Albtrassen sprächen prinzipiell kürzere Bauzeiten, geringere Unterhaltskosten, die einfachere Umsetzung eines Radwegs sowie eine Schonung der ökologisch, landschaftlich und touristisch wertvollen Gebiete über dem Blautopf und eine Verkehrsentlastung der Ortsdurchfahrt Sonderbuch. Klageeinreichungen könnten aber die Bauzeiten aller Varianten in die Länge ziehen. Ganz gleich, ob die Bestandstrasse ertüchtigt oder eine Alternativtrasse gebaut werde – mit einem Realisierungszeitraum von mindestens 4 bis 5 Jahren müsse man kalkulieren, bevor die gewählte Variante befahrbar sei.

 

Mit welchen Beträgen man für die Umsetzung der verschiedenen Trassen rechnen müsse, konnten die Fachleute an diesem Abend noch nicht sagen. Die Ermittlung der Realisierungskosten für alle Varianten laufe noch, erklärten Lange und Schmuck. Dass die Kostenschätzungen erst Ende des Jahres vorliegen werden, erklärt sich durch die frühe Phase, in der sich der Planungsprozess aktuell befindet. Nach dem Vorliegen dieser Zahlen wird sich der Kreistag dann mit der Auswahl einer Vorzugsvariante befassen.

 

Insgesamt, das betonten alle Expertinnen und Experten, befinde sich das Vorhaben noch sehr im Fluss. In Folge der Befunde der jüngst fertiggestellten objektbezogenen Schadensanalyse werden momentan weitere statische Untersuchungen durchgeführt, die sowohl Einfluss auf die weitere Nutzung der Sonderbucher Steige, als auch auf die Planung haben können.

 

Dass die Öffentlichkeit schon in das Verfahren mit einbezogen wird, obwohl viele wichtige Informationen zu bautechnischen Möglichkeiten, Kosten und Zeitabläufen noch nicht vorliegen, begründete Landrat Heiner Scheffold in seiner Begrüßung damit, dass man von Beginn an Transparenz herstellen wolle: 

 

„Es geht in dem Beteiligungsverfahren der Planungswerkstatt um zwei Dinge: Transparenz und Vollständigkeit. Wir wollen alle Aspekte auf den Tisch bringen, die den Planungsprozess beeinflussen, und alle Meinungen und Ideen hören, die es dazu gibt, damit der Kreistag vor seiner Entscheidung bestmöglich informiert ist“, so Scheffold.

 

Der Landrat erläuterte auch, wieso in der Vorplanung mit großem Aufwand gleich acht Trassenvarianten beleuchtet werden: „Offenheit und Sorgfältigkeit sind die Maßstäbe, die wir uns für diesen Planungsprozess gesetzt haben. Uns als Kreisverwaltung geht es darum, die Vor- und Nachteile aller Optionen genau zu prüfen und breit zu kommunizieren, damit uns im Nachgang niemand Versäumnisse vorwerfen kann. Dabei berücksichtigen wir auch Wünsche aus der Raumschaft, wie etwa die Bitte, die Möglichkeit einer Umfahrung für Wippingen, Asch, Bühlenhausen und Berghülen zu prüfen.“

 

Scheffold ging damit auf jüngste Presseartikel ein, die davon berichten, das Landratsamt hätte den Bau einer B 28-Alternativtrasse bis Wippingen untersuchen lassen. Der Landrat stellte aber klar: „Wir wussten, dass dies massive Eingriffe bedeuten würde und unmittelbar südlich bereits eine gut ausgebaute und gering belastete Kreisstraße existiert. Wir wollten aber den Wunsch aus der Raumschaft nicht ignorieren und haben geschaut, was theoretisch machbar wäre. Das Verkehrsgutachten hat klar gezeigt, dass die Fortführung einer möglichen Alternativtrasse bis Wippingen nicht sinnvoll ist.“

 

Die Rückmeldungen aus der Planungswerkstatt zeigten erneut, dass sich viele Anliegerinnen und Anlieger eine Erneuerung der Bestandstrasse wünschen und die Sonderbucher Steige eine große lokale Bedeutung hat. Das bestätigten auch die Auswertungen des Verkehrsgutachtens, auf dessen Ergebnisse Reiner Neumann von Modus Consult (Ulm) im Lauf des Abends einging. Deshalb wird jetzt, wie Stefan Birzele, Leiter des Fachdienstes Straßen im Landratsamt Alb-Donau-Kreis, erläuterte, geprüft, ob die Sonderbucher Steige noch die Bedeutung einer überörtlichen Kreisstraße hat oder nur die Funktion einer Gemeindeverbindungsstraße erfüllt und entsprechend herabgestuft wird.